Ich habe ja schon in den ersten beiden Fällen von Monk gespürt, wie kritisch Anne Perry die damalige Gesellschaft beschreibt. Was aber nun in diesem dritten Fall stattfand, hat mich dermaßen aufgewühlt und wütend gemacht. Besonders gegen Ende, während der Gerichtsverhandlung, lief es mir nur so eiskalt über den Rücken und mir liefen die Tränen.
Wer das Buch noch lesen möchte, sollte hier jetzt abbrechen, da ich jetzt aus dem Herzen schreibe und nicht darauf achte, ob ich etwas Relevantes verrate oder nicht.
Edith Sobell, eine Freundin aus gutem Hause von Hester Latterly, bittet sie in einer dringenden, sehr privaten Angelegenheit um Hilfe. Ediths älterer Bruder General Thaddeus Carlyon kam bei einer Dinnerparty ums Leben. Seine Frau Alexandra gestand den Mord. Nach ihrer Aussage brachte sie ihn aus Eifersucht um.
Sechs Wochen bleiben Zeit, um eine Verteidigung aufzubauen. Dass Alexandra ihren Mann getötet hat, scheint außer Zweifel zu stehen. Hester, Monk und der Verteidiger Oliver Rathbone können nun nur noch mildernde Umstände suchen, die diese Tat entschuldigen. Doch Alexandra schweigt und beharrt auf Eiersucht als Grund für ihre Tat.
Also beginnen Hester Latterly und William Monk nachzuforschen. Monk wandelt dabei zwangsläufig auch auf privaten Pfaden, da er immer wieder von Erinnerungsfetzen aus seiner Zeit vor seinem Unfall heimgesucht wird, die ihn ablenken. Es geht da um eine Frau, eine sehr schöne Frau, um einen Fall, ähnlich gelagert wie dieser. Evan, mit dem er in den ersten beiden Fällen zusammengearbeitet hat, bevor er den Dienst quittiert hat, unterstützt ihn wieder. Er sucht die Akten von solchen Fällen und gibt Monk die Informationen, die der braucht, um weitere Nachforschungen anstellen zu können.
Hester Latterly wird durch ihre Freundin Edith in deren Familie eingeführt. Sie merkt, dass es dort gärt. Doch die Familie hat eine Mauer des Schweigens gebaut.
Aber Hester wäre nicht Hester, wenn sie das abschrecken würde. Und so kommt sie hinter das schreckliche Geheimnis. Es geht um Kindesmissbrauch. Und das nicht nur an Alexandras Sohn, sondern auch an ihrem Neffen (ich hoffe, ich erinnere mich richtig, die Familie ist ziemlich verzweigt). Und es geht nicht nur um einen Täter und es zieht sich schon durch die Generationen.
Gezeigt wird hier, wie unterschiedlich die Frauen damit umgehen. Von Gesetzes her sind sie, ob arm oder reich, ganz unbedeutend. Sie haben absolut keine Rechte. Wenn sie verheiratet sind, kann der Mann tun, was er möchte. Sie kann sich nicht scheiden lassen, wenn er fremdgeht. Sie muss es geduldig hinnehmen, sich damit arrangieren. Sie kann ihren Mann wegen dieser Ungeheuerlichkeit, die hier stattfand, nicht anzeigen. Wer glaubt ihr schon. Alexandras Mann ist ein anerkannter General. Selbst wenn sie den Mut hätte, sie würde mittellos auf der Straße stehen. Was bleibt ihr also. So eine Verzweiflungstat, wie Alexandra sie getan hat.
Die Familie des Neffen, bzw. die beiden Frauen, die darüber Bescheid wussten, schwiegen. Zu groß ist die Angst vor einem Skandal. Da wird auch keine Rücksicht auf die Kinder genommen, nein, sie müssen vor Gericht und aussagen.
In diesem Fall haben die beiden Jungen noch Glück im Unglück gehabt. Das Schweigen wurde während der Verhandlung gebrochen, sodass die Täter ihre Strafe bekommen. Sie haben vielleicht die Möglichkeit, mithilfe der Familienmitglieder (die wirklich keine Ahnung davon hatten und äußerst bestürzt sind) aufzuarbeiten. Und vielleicht sind sie in der Lage, den Automatismus, sich selbst an ihren späteren Söhnen zu vergehen, zu durchbrechen.
Gemessen an diesem Fall sind die anderen Ereignisse eher nebensächlich. Hester arbeitet derzeit bei einem pensionierten Offizier, der sich nach einem Oberschenkelbruch erholen muss. Ihre Freundin Edith bittet sie darum, ihr bei der Suche nach einer Beschäftigung zu helfen, da sie es nicht mehr aushält, den ganzen Tag zu Hause rumzusitzen und unnütze Sachen zu tun. Zwischen Hester und dem Verteidiger Rathbone scheint es ein klein wenig zu knistern. Mal schaun, ob sich dort etwas anbahnt. Das hat auch Monk bemerkt, er sich noch nicht sicher ist, wie er das finden soll.