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Krimi => Rezensionen => Thema gestartet von: Magellan am 26. September 2009, 16:40:24

Titel: Donn Cortez: Closer
Beitrag von: Magellan am 26. September 2009, 16:40:24
Er wird sie finden. Er wird sie töten.
Donn Cortez hat mit „Closer“ einen Thriller verfasst, der einen Vergleich mit anderen Top - Scorern des Genres nicht zu scheuen braucht. Er erreicht zwar nicht die schonungslose sozialkritische Offenlegung wie Rex Miller mit „Fettsack“ oder die wunderbar kalte und doch in Teilen zum Schreien komische Sprache eines Jeff Lindsay mit „Des Todes dunkler Bruder“ oder „Dunkler Dämon“, aber er kann doch zumindest einigermaßen mithalten.
Die Story selbst ist relativ konventionell:
Jack ist Künstler und verliert durch die Hand eines Serienkillers seine Familie. Daraufhin entwickelt er sich zu einem „Rächer in eigener Sache“, der durch das Foltern und Töten von anderen Serienkillern versucht, den Mörder seiner Familie zu ermitteln. Er nennt sich „Closer“, weil er die Fälle, welche die Polizei nicht abschließen kann, in Eigenregie zu Ende führt. Unterstützt wird er dabei von Nikki, einer Prostituierten, die Jacks Lockvogel spielt und ihm die Serienkiller zuführt.
Mittels des Internets halten die Serienkiller in einem perversen Chat untereinander Kontakt, bilden eine Art Familie. Jack dringt immer weiter in diesen geheimen Zirkel des Grauens ein, was ihn dann zumindest zeitweise die Hilfe von Nikki kostet, die mit seinem schleichenden Verlust des wahren und eigentlichen Ziels nicht klarkommt (was durchaus nachvollziehbar ist) und es vermischen sich die Grenzen zwischen seiner Mission und der Realität, die immer mehr von ihm Besitz ergreift.

„Denn wie lange kann ein Mann Monster jagen, bevor er selbst zu einem wird?“ (Klappentext)

Die Story ist nicht neu. Das Setting auch nicht und der MO von Jack auch nicht. Was mich an „Closer“ dennoch angenehm überrascht hat, ist der Fakt, dass Cortez der Person von Jack zumindest in einigen Teilen eine gewisse Tiefe gibt und sehr schön zeigt, wie er sich vom verzweifelten und rachsüchtigen Ehemann und Vater in eine nahezu emotionslose Killermaschine verwandelt, deren wahre Beweggründe für die Taten zumindest teilweise an Wichtigkeit verlieren und einem ungebremsten Tötungsdrang Platz machen, was in der Ermordung eines Betrügers, der in die Gemeinschaft der Serienkiller aufgenommen werden will, gipfelt.
Cortez arbeitet hier nicht mit dem erhobenen moralischen Zeigefinger, er scheint die gesamten Geschehnisse eher aus einer Beobachterperspektive zu beschreiben. Formal ist zudem interessant, dass Cortez immer wieder in Form von Chat-Protokollen und –Gesprächen den Showdown zwischen dem „Patron“, dem Meister der Serienkiller-Community und dem „Closer“ vorbereitet. Die Auflösung, wer denn nun der Mörder von Jacks Familie ist, gestaltet sich nicht übermäßig überraschend, ist aber gut gelungen. Der Schluss ist ebenfalls spannend geschrieben und rückt die Person von Jack wieder ins „rechte“ Licht.
Insgesamt ein Thriller, der sich keine allzu großen Schwächen leistet, flott geschrieben ist, an den „Klassikern“ des Topics „Serienkillerthriller“ allerdings nur leicht kratzen kann.