"Tod in Wolfsburg" von Manuela Kuck
"Tod in Wolfsburg" ist der erste Teil um die BKA-Ermittlerin Johanna Krass, die es immer wieder nach Niedersachsen verschlägt. Ich hatte mehr zufällig mit dem dritten Teil der Reihe "Berlin-Wolfsburg" angefangen und dann beschlossen, die Reihe noch einmal von vorne zu beginnen.
Johanna Krass ist nicht wirklich eine charmante Persönlichkeit, aber eine engagierte Ermittlerin, die sich sehr in ihren Fällen festbeißt. Freunde macht sich sich in der Regel dabei nicht viele...
Die Handlung geht unter die Haut, gerade wenn man selbst Kinder hat und darüber nachdenkt, was an Schulen alles möglich ist, wenn Gangs aus Jugendlichen - hier gewaltbereite Mädchen - das "Regiment" übernehmen. "Tod in Wolfsburg" ist kein Kuschelkrimi, eher ein ziemlich ungemütliches Buch mit unbequemen, rohen Menschen.
Der Fall selbst ist ziemlich gradlinig und schnörkellos. Keine Überraschungen, aber solide gestrickt und sauber aufgelöst. Wenn auch nicht ganz: das was mir bei "Berlin-Wolfsburg" schon so gut gefallen hat, war auch hier so: Die Auflösung des Falles kommt nicht in einem furiosen Finale sondern wie in der Realität auch nach und nach mit Teilerfolgen. Und nicht alles wird zum Schluss geklärt, es bleibt auch etwas unerkannt.
Ich freu mich auf den nächsten Teil *Wolfstage*
*Mörder im Chat* - Frank Goyke
Eins gleich vorweg: für mich der bisher schwächste *Mörder im*-Krimi von Frank Goyke, auch wenn er sehr fluffig geschrieben ist und sich schnell und locker lesen lässt.
Durchweg interessant war es das ganze Buch über, die Ermittler bei der Suche zu begleiten: erst nur der Hinweis auf ein Verbrechen, dann die Suche nach dem Opfer (tot oder lebendig?), die Recherche im Umfeld des Opfers: Freunde, Familie, Nachbarn, Arbeitskollegen auf der Suche nach einem Motiv oder erstmal überhaupt einem Bild des verschwundenen Mädchens (eine Leiche gab es lange Zeit nicht). Leider kam es auf dieser Suche auch zu einem etwas abstrusen "Hobby" des Opfers, was meiner Meinung nach nicht wirklich nötig für die Handlung war.
Der Humor kam nicht zu kurz, beispielsweise mit Riedbiester im Trockendock und den Designermöbeln von Ikea. Nur leider nervte mich nach einiger Zeit etwas ganz anderes: Ich hätte den Running Gags gern irgendwann mal Bein gestellt: ständig die Wiederholung der Bezeichnung Dampframme, ständig Riedbiesters Nachfragen nach Recherchen von Uplegger mit seinem Smartphone. Irgendwann nervte es nur noch.
Am Schlimmsten fand ich allerdings die Überdosis an "Sprachunterricht", hauptsächlich Spanisch - in Kombination mit Azteken-Kult, Mexico und Guatemala, was alles irgendwie jenseits meiner Interessengebiete liegt. Die Erklärungen im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Dr. Laube in Südamerika musste ich teilweise zweimal lesen, um sie zu durchblicken.
Ich hoffe auf den nächsten Band...
*Der Beobachter* - Charlotte Link
Die erste Hälfte des Buches war ziemlich mühsam..sehr viele Seiten, sehr viele Personen, aber ziemlich wenig Handlung. Ich hatte gut damit zu tun, mir zu sortieren, wer nun wichtig war und eine Hauptrolle spielte und wer nur eine Randfigur war. Das kristallisierte sich aber auch erst gegen Mitte des Buches richtig heraus.
Ab der Mitte wurde das Buch zunehmend interessanter und im letzten Drittel dann auch richtig kurzweilig. Nur leider wurde auch der durchaus sehr spannende Showdown um ein paar Seiten zu lang gezogen.
Ein Buch muss nicht unbedingt über 600 Seiten haben, diesem Buch hätten 200 Seiten weniger möglicherweise gut getan. Es wiederholte sich vieles und oft kam die Autorin vom Hölzchen aufs Stöckchen und verzettelte sich in Nebensächlichkeiten, die am Schluss nicht immer logisch daherkamen.
Kein schlechtes Buch, aber auch keins, dass mich wirklich überzeugt hat.
Im Moment lese ich "Schnapsdrosseln" von Sabine Trinkaus und "Unterholz" von Jörg Maurer.