*Duell* - Arnaldur Indridason
In diesem Buch führt uns Indridason zurück in das Jahr 1972. Eine Zeit ohne genetische Fingerabdrücke, aber mit abgehörten Telefonen und kaltem Krieg.
Als ein Junge in einem Kino in Reykjavik erstochen aufgefunden wird, befinden wir uns plötzlich mitten in einem Ränkespiel der amerikanischen und russischen Agenten zur Zeit der Schachweltermeisterschaft zwischen Spasski und Fischer. Auch die Engländer und Isländer mischen mit, ungeachtet dessen, dass ihr Interesse doch mehr auf dem sogenannten Kabeljaukrieg zwischen den beiden Ländern liegt.
Inmitten dieses diplomatischen Eiertanzes macht sich Marian Briem auf, den Mörder des jungen Ragnar zu finden. Marian Briem kennen wir aus der Erlendur-Reihe als den alten pensionierten ehemaligen Chef und Mentor von Erlendur.
Was mir an diesem Buch ganz besonders gefällt ist die Tatsache, dass die Handlung nicht nur in der Zeit zurückgedreht wurde sondern auch wieder auf einen alten klassischen, schnörkellosen Agenten-Krimi, bei dem der Fall im Mittelpunkt steht, nicht die Befindlichkeiten eines Ermittlers. In einem zweiten Erzählstrang erfahren wir noch von der Kindheit des Marian Briem und seiner Tuberkolose-Erkrankung, aber diese Einschübe sind angenehm kurz und interessant.
Auf der letzten Seite erscheint dann noch Erlendur...als junger Verkehrspolizist...
Eine klare Leseempfehlung und 10 Kartoffeln
*Friesenlüge* - Sandra Dünschede
An dieses Buch bin ich mit gemischten Gefühlen rangegangen. Bis zum Schluss hatte ich noch gehofft, dass Marlene den Anschlag am Ende des letzten Buches dieser Reihe doch noch überlebt hat...aber war nicht...und wieder saß ich da und überlegte, was Krimiautoren dazu bewegt, nette und beliebte Protagonisten ihrer Bücher zu killen. Karin Slaughter hat Jeffrey Tolliver gekillt und Ann Cleeves hat Fran umgebracht. Und Sandra Dünschede hat nun Marlene auf dem Gewissen.
Ob das ein geschickter Schachzug war, wage ich mal zu beweifeln, denn ich dürfte nicht die einzige Krimileserin sein, die inzwischen die Nase gestrichen voll hat von vom Schicksal gebeutelten Ermittler. Aber offenbar gehören glückliche Paare nicht in Krimireihen und so durfte Tom in diesem Buch sich auch genüsslich gehen lassen und den gemeinsamen Sohn vernachlässigen vor Trauer um Marlene (deren Tod nunmehr 18 Monate her war).
Der Fall selbst plätscherte unaufgeregt vor sich hin, allerdings fluffig zu lesen, nur der Täter kam dann etwas zu sehr wie Kai aus der Kiste.
Eine Bereicherung war auf jeden Fall der neue Kollege Peer aus Hamburg, bei dem ich davon ausgehe, dass wir von dem noch mehr lesen werden.
Ich vergebe fünf Kaartoffeln, weil ich immer noch wegen Marlenes Tod beleidigt bin.
*Gnadenhof* - Jürgen Seibold
Nicht ganz so überzeugend wie der erste Teil "Rosskur", aber wieder durchaus sehr charmant und fluffig zu lesen.
Allerdings erinnerte die Schlussszene mit allen Verdächtigen und Beteiligten in einem Raum doch etwas zu sehr an Agatha Christie *g
*Radieschen von unten* - Frida Mey
Ein knuffiger und unterhaltsamer Häkelkrimi für zwischendurch
*Ostfriesenfeuer* - Klaus-Peter Wolf
Ich bin von diesem Buch nicht ganz so angetan, was aber auch damit zu tun hat, dass ich keine Bücher mag, in denen Menschen gefangen gehalten und misshandelt werden.
Die unglaubliche Spannung, die sich im letzte Drittel aufbaute stand im krassen Widerspruch zu dem Slapstick mit Rupert und dieser neuen vorrübergehenden Vorgesetzten, die mir wie eine Comicfigur erschien. Da war mir auch insgesamt "to much". Rupert hätte Mallorca gereicht, musste es auch noch die Story mit dem Lottogewinn sein? Reichte es nicht, Eike reinzuziehen, musste Weller auch noch zum Treuetest. Und wo waren Eikes Vater und seine Freundin, als alle Welt nach ihm suchte? Irgendwie unlogisch, dass die nicht vor Ort waren.
Von mir gibts dieses mal nur fünf Kartoffeln.
*Felsenfest* - Jörg Maurer
Auch wenn ich zu Anfang ein paar Probleme hatte, irgendeinen Zusammenhang zu finden und die Story in der ersten Hälfte des Buches auch eher handlungsarm war, basiert das Buch doch auf einer raffinierten und skurrilen Idee.
Es gab ihn diesem Buch so viele Verdächtige und so viele Möglichkeiten zum Mitraten, wers denn nun war, dass es ab Mitte des Buches richtig Spaß gemacht hat mit welchen Hinweisen der Autor immer wieder um die Ecke kam.
Interessant auch, dass hier ein Handlungsstrang auch im Jahr 1294 spielt.
*Inselfluch* - Kerstin Michelssen
"Inselfluch" beginnt recht gemütlich. Eine Familie begibt sich auf eine schwedische Insel, um die Asche der verstorbenen Mutter bzw. Stiefmutter dort ins Meer zu streuen. Der eh schon durch das Schicksal gebeutelte Haupt-Protagonist Sebastian ist eher widerwillig dort, was der geneigte Leser in Anbetracht dieser "schnuckeligen" Verwandtschaft absolut verstehen kann.
Irgendwann aber wird aus dem Familiendrama eine Horrorstory, deren Spannung permanent ansteigt. Durch eine beeindruckende und unter die Haut gehende Erzählweise schafft es die Autorin, dass der Leser eine Gänsehaut bekommt, während ihn die Geschichte dieser Familie irgendwann verflixt an die zehn kleinen Negerlein erinnert und er Angst bekommt, jemals wieder in den Keller zu gehen.
9 Kartoffeln und eine klare Leseempfehlung für alle, die eh nicht vorhatten, auf eine einsame schwedische Insel zu fahren!
*Deiner Seele Grab* - Inge Löhnig
Für mich der beste Dühnfort aus der ganzen Serie
Ein heißes Thema, der Umgang mit Alten und Demnzkranken. Die ganze Palette, die auf die Angehörigen einprasselt, wird thematisiert. Angefangen von der Suche nach bezahlbaren Putz- und Pflegekräften - auf dem polnischen und moldawischen Arbeitsmarkt - über das Gefühlschaos und die Hilflosigkeit der der Angehörigen bis hin zur Gier der potentiellen Erben.
Alles verpackt in einen spannenden Krimi, den ich nicht mehr aus der der Hand legen mochte.