Im November habe ich folgende Krimis gelesen:
*Stammtischmorde* - div. Autoren
Das Buch enthält laut Beschreibung Leipziger Kurz-Krimis, leider wird eine Verbindung zu Leipzig nicht immer deutlich, zumal die längste Geschichte in dem Buch, die immerhin 1/5 der Seiten für sich beansprucht, in Italien spielt. Lediglich die letzte Geschichte "Der Pauliner-Pakt" wartet mit einem sehr deutlichen Bezug zu Leipzig bzw. zur Leipziger Geschichte (Sprengung der Universitätskirche) auf. Schade, da hätte ich mir mehr von gewünscht. Immerhin wurden aber diese Kurz-Krimis alle von Leipziger Autoren verfasst.
Das Buch liest sich recht schnell durch die Kürze der einzelnen Geschichten, die Neugierde treibt den Leser voran "Was mag als Nächstes kommen?" Selbst wenn ein Kurz-Krimi mal nicht so zusagt, dann hofft man eben auf die Nächste...ich habe meine Highlights mit "Dezemberabend", "Ein ehrenwertes Haus" und "Der Pauliner-Pakt" gefunden.
Die Geschichte "Alles oder nichts" ist mit ca. 50 Seiten die längste und fast schon ein "richtiger" (wenn auch kurzer) Roman. Nebenbei gesagt auch sehr gut geschrieben und sehr rund.
Die ganzseitig eingefügten Bilder waren mir zu belanglos und nichtssagend und ich wurde irgendwie das Gefühl nicht los, sie hatten nur den Zweck "Seiten zu schinden".
Fazit: Kurzweilige Lektüre für einen verregneten Herbsttag, für jeden Geschmack etwas dabei. Ich fühlte mich gut unterhalten, aber dass ich es weiterempfehlen oder mir einen zweiten Band davon kaufen würde, denke ich nicht.
*Die Verratenen* - Ursula Poznanski
Die Autorin schubst ihre Leser kopfüber in eine völlig fremde Welt weit in der Zukunft. Die Privilegierten leben in Sphären ...zwar in der Wärme und mit ausreichend Nahrung, aber in einem mehr oder weniger totalitären Überwachungsstaat. Die "einfachen" Menschen, die "Prims" leben außerhalb dieser Sphären in der eis- und schneereichen Außenwelt, mit wenig Nahrung, wilden Tieren, vielen Feinden und unter größten Entbehrungen.
Die völlig fremde Sphärenwelt wird von der Autorin so prägnant und logisch erklärt und beschrieben, dass ich mich relativ schnell dort hineinversetzen konnte und nicht lange über die teils doch komplizierten bzw. umfangreichen Regeln und Abläufe in dieser Gemeinschaft herumgrübeln musste.
Als die Ich-Erzählerin Ria dann mit fünf weiteren Sphärenbewohnern flüchten muss aus der geschützten Umgebung, verlor das Buch für mich an Reiz, denn die Welt da draußen war zwar an sich aufregender als das Leben unter den Kuppeln aber gegen die Sphären zu normal - zumindest für mich, die weiß wie sich Asphalt unter den Füßen und Sonne auf der Haut anfühlt...Als Leser hätte ich eine Handlung in der unbekannten Umgebung vorgezogen.
Auch die Aussicht, dass das Ganze eine Triologie werden soll, versöhnt mich nicht mit dem Ende, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet.
*Die Nürburg-Papiere* - Jacques Berndorf
Als das Buch anfing, dachte ich nur "och nööö, nicht schon wieder!"...wie auch in den letzten Bänden der Eifel-Reihe von Jacques Berndorf nahm auch in diesem Band zu Anfang wieder das Erklären und Zerpflücken von wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen und Hintergründen einen mindestens genauso großen Raum im Buch ein wie die eigentliche Handlung.
Gottseidank war dieses Mal aber nach einem knappen Drittel des Buches damit Schluss und Baumeister lief wieder zu alter Hochform auf und ermittelte, was das Zeug hielt. Wie wir ihn schon kennen, brauchte er wieder mal kaum Schlaf und bekam zu jeder Tages- und Nachtzeit Besuch oder suchte Leute auf. Ich finde es auch nach unzähligen Bänden noch erstaunlich, wie viele Leute nachts um 3 Uhr zu ihm sagen, wenn er anruft: "kein Problem, kommen sie am Besten gleich vorbei".
Zusammengeschlagen wurde er in diesem Band auch schon recht früh und danach ging die Post ab und die Handlung nahm ordentlich Fahrt auf.
Zu Anfang haderte ich etwas mit der negativen Veränderung von Rodenstock, fand sie dann aber irgendwie folgerichtig und nachvollziehbar. Baumeisters Haus bleibt in diesem Band verhältnismäßig leer, lediglich Werner, ein alter Freund aus Münchener Tagen nistet sich bei ihm ein und mal wieder Jennifer, die Milliardenerbin aus Sao Paulo, Emmas Nichte.
Für mich einer der richtig guten Baumeister-Krimis!
*Die Eifel-Connection* - Jacques Berndorf
Auch in diesem Band ist wieder sehr viel Fahrt, das Berndorf-typische Ausbreiten von politischen und wirtschaftlichen Hintergründen und Zusammenhängen zelebriert der Autor auch dieses Mal wieder genüsslich, aber wie schon im Vorgänger-Band "Die Nürburg"-Papiere" bleibt es angenehm im Hintergrund hinter einer kurzweiligen und wendungsreichen Story. Einige Bände lang davor hat es mich sehr ermüdet, weil die Handlung arg hinter ausschweifenden Erklärungs-Orgien zurückblieb.
In diesem Buch ist einiges anders als früher. Baumeister hat auf einmal Geld....woher auch immer, sonst wurde zu Beginn jedes Buches erst einmal seine prekäre finanzielle Situation erwähnt. Außerdem wurde er in diesem Buch gleich zweimal zusammengeschlagen, auch mal was Neues. Dann hat ihn mal wieder seine aktuelle Freundin verlassen. Die wechseln inzwischen auch in jedem Band...
Zur Handlung: es beginnt mit einem toten Biologen, einem toten Geschäftsmann und einer alten toten polnischen Frau....während Baumeister und Emma (Rodenstock ist in der Reha) zunächst noch überlegen, wo sie zwischen dem Abbau von Lava und Basalt in der Eifel und Prostituierten in Wohnwagen einen Zusammenhang mit den Toten finden und auch einen Zuammenhang der Toten zueinander, merken sie bald, dass noch ganz andere Interessengruppen mitspielen ...und das ruft den Zoll auf den Plan.
Als ich mit dem ersten Band der Eifel-Reihe vor knapp einem Jahr angefangen habe (er spielte 1989), hatte Baumeister nicht mal ein Handy, inzwischen hat er sogar ein Navi, was mich umso mehr überrascht, als dass dieser Mann seit 23 Jahren nonstop durch die Eifel gurkt und dabei immer wieder seine Ortskenntnis betont und bewiesen hat. Ich frage mich nun, wozu der ein Navi braucht....
Ich habe wie erwähnt, nun in einem Jahr 16 Bände mit Siggi Baumeister gelesen, ich habe 23 Jahre deutsche Geschichte und Zeitgeist noch einmal Revue passieren lassen. (Baumeister ist erstaunlicherweise in diesen 23 Jahren nur ca. 5 Jahre gealtert, auch wenn zu Beginn fast jeden Buches darauf Bezug genommen wird, dass irgendwas aus dem letzten Buch schon ein oder zwei Jahre her ist) Nun heißt es zum ersten Mal warten....im Dezember 2012 kommt der nächste Band "Eifen-Bullen" heraus...
*Seelentod * - Ann Cleeves
Man muss die Kommissarin einfach lieben, welche andere Krimiserie wartet schon mit einer fetten, hässlichen Alkoholikerin als leitende Ermittlerin auf *g Wobei der Alkoholkonsum in diesem Band wohltuend im Hintergrund blieb, aber trotzdem nicht unerwähnt.
Der Fall lässt den Leser zu Beginn etwas orientierungslos hin- und herschaukeln zwischen der Wellnessoase eines Hotels, mehr oder weniger intakten Familien und den von Zweifeln geplagten Leben von Sozialarbeitern, die darüber entscheiden, ob Kinder ihren Eltern entzogen werden oder nicht. Gerade aus dem letzten Punkt hätte man mehr machen können, ich fand es schade, dass dies etwas im Hintergrund blieb,
Insgesamt war der Fall aber sehr rund und ausgesprochen spannend zu lesen....und hatte am Schluss einen Mörder, den ich gar nicht auf der Rechnung hatte...
Und jenseits von Krimi:
*Einklang der Herzen* - Nora Roberts
*Herzen in Gefahr* - Nora Roberts
*Ruheloses Herz* - Nora Roberts
*Schiffbruch mit Tiger* - Yann Martel
*Asoziales Wohnen* - Dirk Bernemann
*Die Landkarte der Liebe* - Lucy Clarke (noch nicht zu Ende gelesen)
*Wir sind doch Schwestern* - Anne Gesthuysen